Briefe von Felix – Der andere Kommentar KW9

„Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret[?]“

Hallo zusammen,

Seit einem Jahr, oder genauer seit 2015 oder noch genauer seit dem 13. April 2014 herrscht in der Ukraine ein Krieg, der im letzten Jahr zuvor undenkbare Ausmaße angenommen hat. Das heißt, der Krieg herrscht nicht direkt. Es herrschen Regierungen, die den Krieg als adäquates Mittel ihrer Politik begreifen. 

Seit dieser Zeit müssen Menschen fliehen, in Angst leben, ihren Wohnort verlassen oder sterben. Egal ob sie den Krieg oder ihren Kampfeinsatz gewollt haben oder nicht. Familien, Freunde und Angehörige trauern auf beiden Seiten über die Getöteten, egal ob sie aus was auch immer für Motive (Nationalismus, Angst, Hass oder Pflichtgefühl) freiwillig in den Fleischwolf Krieg gegangen, oder dorthin gezwungen wurden. 

Die Weltmächte nahmen Partei und ließen die Diplomatie, Diplomatie sein. Sind sie doch alle von dem Modus Operandi beseelt in der bestehenden Situation das Beste für ihre eigene Wirtschaft und/oder imperialistischen Interessen herauszuholen. All das auf Kosten von Menschen, die nicht gefragt wurden nach Krieg oder Frieden und nun, wie so oft in der Geschichte, zum Objekt jener hegemonialen Kämpfe wurden, wie schon so oft zuvor. 

Doch wenn es so weiter geht wie bisher, und danach sieht es aus, wird am Ende, wie schon so oft zuvor, keine Seite gewonnen haben. Ein paar Länder mehr werden an Leibern und Seelen auf Jahre verheert sein. Hass noch Jahrzehnte andauern und eine Aussöhnung dieser beiden Staaten, die so oder so miteinander leben werden müssen, eine Aufgabe für Generationen, die da erst kommen müssen, bleiben. 

Doch was macht so ein Krieg noch? Er verändert nicht nur die direkten Kontrahenten. Alle anderen, die sich mittelbar oder unmittelbar an ihm beteiligen, werden durch ihn auch verändert. Sei es durch sich immer schamloser der Propaganda hingebenden Medien, sei es durch ein Aufflammen alter chauvinistischer Klischees über die „absolut böse“ Seite, der man den Untergang wünscht, selbst wenn dies Bürgerkrieg, also noch mehr Tod und Leid bedeuten würde. Nein, Krieg, also die Normalisierung eines Zustands der Gewalt zum Recht, und des autoritären Habitus zur sozialen Norm, befällt nicht nur die kriegsführenden Parteien. 

Er befällt alle, die sich zu diesem Krieg in einer wie auch immer einer Seite gegenüber affirmativen Weise verhalten, die, direkt oder indirekt, Teil werden einer Kriegspartei. Diese Form von Barbarei zeigt sich dann zuerst in Sprache, da ist dann sehr schnell jeder Begriff recht. 

Da wird schnell aus einem Massaker, einem Kriegsverbrechen, das an sich schlimm genug ist, ein Völkermord. Und immer mehr Personen der Öffentlichkeit entblöden sich im Jahr 2022 das, was dort passiert, einen „Zivilisationsbruch“ zu nennen. Ein Begriff, der dafür erfunden wurde, um die nicht vergleichbaren Verbrechen der Deutschen an den europäischen Juden zu bezeichnen. Diesen Begriff so zu verwenden, ist in seiner historischen Konsequenz öffentlich vorgetragener Antisemitismus. Dies ist nur ein Beispiel der Wirkung dieses Krieges auf den Zeitgeist, auch in Deutschland.

Bleibt gesund und achtsam 
Viele Grüße 
Felix

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