Bye, bye 1,5 Grad oder ein großer Schritt für den Klimaschutz?
Hallo zusammen,
Am Dienstag wurde es entschieden. Nach Verhandlungen zwischen dem Energieministerium des Bundes, des Landes NRW und dem Energiekonzern RWE einigten sich die Beteiligten auf einen Kohleausstieg im Jahr 2030 statt 2038, allerdings unter der Bedingung, dass der Ort Lützerath im Rheinischen Braunkohlerevier trotzdem abgebaggert werden soll, um an die unter dem Ort liegende Kohle zu kommen.
Der indirekte Kriegsgewinnler RWE, der aufgrund seiner Übergewinne sich gerade vor Geld und Investitionspotential nicht retten kann, ließ sich feiern als Klimaretter, und die beteiligten Minister taten es ihm gleich. Statt auf ein Sondervermögen für eine 100% erneuerbare Energieversorgung zu pochen, feiert man sich für den Ausstieg 2030, mit dem nun viele Dörfer gerettet werden würden. Dumm nur, dass viele dieser Dörfer ohnehin nie abgebaggert werden sollten, so im Betriebsplan nachzulesen. So werde die Kohle benötigt, um Engpässe in der Energieversorgung im Winter zu vermeiden. Auf lange Sicht gesehen verbessere sich jedoch die CO2-Bilanz des Unternehmens deutlich. Dies mag sogar stimmen, doch das Problem liegt woanders.
Der Ort war nie nur ein Symbol gegen das Zerstören von Dörfern und Lebensräumen. So liegen unter dem Gelände des Betriebsplans geschätzt etwa 570 000 000 Tonnen Kohle. Davon sollen nun ‘nur noch’ 290 000 000 Tonnen gefördert werden. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hatte kürzlich ausgerechnet, dass für eine 50-Prozent-Chance auf Erreichen der Klimaziele höchstens noch 70 Millionen Tonnen davon verfeuert werden dürfen. Diese Klimaziele sind dabei jene, auf die sich die BRD gesetzlich im Pariser Abkommen verpflichtet hat, um ihren Teil dazu beizutragen, dass die Erderwärmung auf 1,5 Grad gedeckelt wird.
Mit diesem Deal hat sich die Politik, so die Stimmen von Aktivisten und Bürgerinitiativen, von diesem Ziel verabschiedet. Und solange keine weitreichenden Investitionen und Gesetzesänderungen auf den Weg gebracht werden, um die Stromerzeugung 100 % auf Wind, Wasser und Sonne umzustellen, ist mit diesem nichts gewonnen, sondern immer noch eine Menge verloren worden.
Bleibt gesund und achtsam
Viele Grüße
Felix
PS in eigener Sache:
Liebe Leserinnen, liebe Leser. Ab sofort werden die Briefe nicht mehr regelmäßig jede Woche erscheinen, sondern unregelmäßig, wobei der Montag als Wochentag gleich bleibt. Es kann also sein, dass, wie gehabt, für drei Wochen jeden Montag es einen Text gibt. Es kann aber genauso gut sein, dass mal einen Monat kein neuer Text kommt. Hintergrund dessen ist, dass ich zum einen momentan in meinem Studium mehr gefordert bin, zum anderen dann die Briefe, was ihre Qualität angeht, nicht darunter leiden lassen will. Ich hoffe, dass ich dies durch ein weniger an Quantität bewerkstelligen können werde.
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