Briefe von Felix – Der andere Kommentar KW32

„Layla“ ist überall – eine Polemik

Da dieses Thema, bei aller Aufmerksamkeit, die es in den letzten Wochen bekommen hat, diese mit keiner Silbe und keinem Ton verdient, ist dieser Text weder als eine Kritik des Stückes, noch des „Skandals“ zu verstehen, welches dieses Produkt der Kulturindustrie ausgelöst hat. Hier sei lediglich eine Polemik dargebracht auf jene, meist männlichen, Zeitgenossen, welche sich anschicken in all ihrer Wohlstandsverwahrlosung eine Zensur zu sehen, wo keine ist, um sich dann, wie es für die Deutschen Kultur ist, sich vor allem Anderen als Opfer zu begreifen, welches sich lediglich gegen ein Unrecht zu verteidigen gedenke. 

Zeigen jene Individuen doch selbst noch im Gestus des versuchten Widerstandes ihre Unfähigkeit, sich profund mit jedweder Form von zivilisatorischen Regelungen auseinanderzusetzen und stützen so selbst die sie systematisch bevorteilenden Strukturen. Tatsächliche Diskriminierung oder eine andere Form von Benachteiligung haben diese oft halbglatzigen, bierbäuchigen, chauvinistisch-nationalistisch eingestellten Menschen nie erlebt, weshalb jede noch so kleine Einschränkung ihrer Gewohnheiten, hier eben das Hören sexistischer Sauflieder, direkt den kompletten Widerstandsgeist der Teutonen auf sich ziehen muss. Verstärkt durch ein momentan extrem unnötiges mediales Aufpeitschen des Themas zur besten Sommerzeit, fühlen sich auf einmal auch jene mit bedroht, die für ihre tatsächlichen politischen Probleme nicht mal mehr ein Bewusstsein haben. Zumindest dann nicht, wenn der Beat dropt, und das tut er offensichtlich häufig. Ist es doch faszinierend zu beobachten, wie diese Art von Liedern auf die betrunkenen Hirne einstrahlt und somit in fast tiefenpsychologischer Art und Weise im adornoschen Sinne die Botschaften des Chauvinismus gegen andere Gruppen immer wieder einübt, bis ins Kleinhirn. Goebbels hätte sich nett und freundlich daherkommende, doch in ihrem Inhalt und Stumpfsinn exakt ideologisch abgepasste Botschaften nicht besser vorstellen können, und heute sogar auf Repeat. 

Dass jene Art Lieder von Diskriminierungen nur so trieft, ist so bekannt, wie die Tatsache, dass 58 % der Frauen und Mädchen zwischen 16 – 85 Jahren schon einmal sexuell belästigt wurden. Keine Pointe. Überraschend an der ganzen Geschichte ist nur, dass jene Täter, egal ob betrunken oder nicht, diese leiseste Kritik an ihrem Frauenbild zum Anlass nahmen, in einem Akt der absoluten Unmenschlichkeit in völligem Trotz, wider alle Überlegungen von Würde und Anstand, dieses Lied und damit alles, wirklich alles für sich einzufordern. Nicht mal mehr Humor weisen diese Menschen auf, alles ist ernst, alles konkret, alles absolut. Immer mehr und nie genug. Die Freiheit des deutschen betrunkenen Mannes wird in diesem Sinne im Bierzelt verteidigt, und jene Lieder sollen sicherstellen, dass er das auch weiß und weiß, wer die Feinde sind. Die Frauen, die er aber parallel auch geil findet, die Gauchos oder wahlweise „Indianer“, aber allem voran der Moment der Kritik an sich selbst. 

Bleibt gesund und achtsam 

Viele Grüße 

Felix

PS: Aufgrund einer längeren Reise des Autors wird in den KW 33, 34 und 35 kein „Brief von Felix“ erscheinen.

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