Hidden Places in Rödermark:´s BraaretBernsche

‚S BraaretBernsche (das Breidert-Börnchen) ist ein Musterbeispiel dafür, wie verborgene Plätze nach einem gewissen Dornröschenschlaf zu neuem Leben erweckt und die Menschen mit Heimat und Natur wieder zusammengebracht werden können. Wer sich jetzt der besagten Stelle über die südöstliche Ecke Rödermarks, das Wohngebiet Breidert, durch schönen Mischwald entlang der Holzschilder mit dem Klapperstorch nähert, könnte den Eindruck gewinnen, um das Brunnenareal herum seien die Kiefern eigens zur Nutzung dieses Ortes gerodet worden. Aber weit gefehlt. Es war die Dürre der letzten Jahre, die den Baumriesen so zugesetzt hat, dass sie übereinander zusammengebrochen sind bzw. im Herbst 2019 aus Sicherheitsgründen gefällt werden mussten. So thront die kleine achteckige Schutzhütte jetzt unvermittelt über dem geschichtsträchtigen Ort.

Zur Geschichte: Brunnen hatten in früheren Zeiten eine große Bedeutung als Wasserspender für die Bewohner der Städte und Dörfer. Brunnen im Wald regten zusätzlich die Phantasie der Menschen an. Sie hatten etwas Geheimnisvolles, Verwunschenes. Das spiegelt sich in vielen Märchen, z.B. im „Froschkönig“, und auch in Legenden („Jungbrunnen“) wieder.

Eine Quelle im Breidert-Wald, unser heutiges „BraaretBernsche“, dürfte es schon zu Zeiten der ersten Besiedlung gegeben haben. Wann die Quelle eingefasst und damit zum Brunnen wurde, weiß man nicht genau. Aber in der Flurkarte von 1820 ist ein „Breidert Börnchen“ verzeichnet. 

Der Brunnen soll von den Wallfahrern, die von Frankfurt nach Walldürn liefen, als Rastplatz genutzt worden sein. Aber ein Brunnen im Wald, das war natürlich auch ein Ort für heimliche Treffen der jungen Leute aus dem Dorf. Es ist davon auszugehen, dass manches heimliche Zusammensein nach einigen Monaten ein sichtbares Ereignis zeigte. Wahrscheinlich ist daraus die Geschichte entstanden, dass der Storch die Babys vom BraaretBernsche bringt. So hat man es von Generation zu Generation den Kindern erzählt und so ist es als Legende bis heute überliefert.

Das BraaretBernsche und seine Legende ist also ein Teil der Geschichte von Ober-Roden und heute der einzige historische Ort im Breidert. Dass er heute wieder ein Treffpunkt für Veranstaltungen ist, ist der Initiative „Wir sind Breidert“ und den Kerbborschen von Ober-Roden zu verdanken.

Dies begann 1963, also noch vor der Bebauung des Breidert. Die Baufirma Gotta & Söhne ließ die Quelle neu einfassen und errichtete eine Schutzhütte. Zu dieser Zeit führte der Born noch Wasser, wenn es auch nur ein schmales Rinnsal war. Dennoch wurde damit der Zement für etliche Neubauten im Breidert mit eben diesem Wasser angerührt. Der Transport geschah – wie sich Einheimische erinnern – mit sog. Puhlfässern aus den damals noch zahlreichen landwirtschaftlichen Betrieben. Mit der Kanalisierung des Breidert sank der Grundwasserspiegel aber so weit ab, dass das Breidert-Brünnchen völlig versiegte.

In den nachfolgenden Jahren kümmerte sich niemand mehr um Brunnen und Schutzhütte, und der Ort verwahrloste. Erst 1994 brachten die ehemaligen „Kerbborsche 1982-83“ die Brunneneinfassung und seine Umgebung mit großem Engagement wieder in einen ordentlichen Zustand. Auch in den darauffolgenden Jahren wurden immer wieder Reparatur- und Aufräumarbeiten vorgenommen.

Im Herbst 2011 übernimmt dann die Initiative „Wir sind Breidert“ in Zusammenarbeit mit den Kerbborschen von Ober-Roden die Aufgabe, das Braaret-Bernsche wieder in das Bewusstsein zurück zu holen und zu einem besonderen Ort für alle Breidertianer – wie doch auch für alle Rödermärker! – zu machen. Das verlangte zuerst einmal viel gemeinsame Arbeit. Der Lohn dafür ist die große Resonanz, die alle Veranstaltungen am BraaretBernsche haben, vor allem auch in der Vorweihnachtszeit. 

Und eine großangelegte und arbeitsaufwändige Aktion der „neuen Breidertianer“ hat es möglich gemacht, dass zu bestimmten Anlässen wieder Wasser aus dem Brunnen fließt – als besondere Attraktion sogar Ebbelwoi! Auch lohnt sich eine weitere Erkundung der mit Nistkästen bestückten Umgebung, beispielsweise in westliche Richtung, wo nach wenigen Metern gepflegte Bienenstöcke den staunenden Ohren entgegensummen.

So bietet sich dieser Ort zum geselligen, aber auch alleinigen Verweilen all denen an, die sich an Heimatgeschichte und Natur erfreuen.

K.W./R.K.

Anhang:
Planskizze Braaret Bernsche

Der Grundtext ist – mit Ergänzungen – dem Buch „Unser Breidert. Gestern.Heute.Morgen“, März 2020, entnommen, mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers, der Initiative „Wir sind Breidert“.

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